Wiedereinstieg zum Erfolg

5. November 2023

Frauen und Arbeitsmarkt

Mütter, die nach einer längeren Familienphase beruflich wiedereinsteigen möchten, haben’s schwer oder sie möchten nicht Vollzeit arbeiten. Nur ein Fünftel der Mütter, deren jüngstes Kind zwischen 11 und 17 Jahre alt ist, arbeiten in Vollzeit. 49% der gleichen Gruppe arbeitet überwiegend als geringfügig Beschäftigte (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Beruflich wieder aktiv, Januar 2021).

Einerseits ist es schön, dass sich viele Frauen Zeit für den Nachwuchs und die Haushaltsführung nehmen können. Andererseits erleiden dieselben Frauen schmerzliche finanzielle Einbußen, wenn sie sich scheiden lassen oder in Rente gehen. Solche Einbußen werden in den kommenden Dekaden weiter zunehmen.

Wiedereinstieg in 10 Schritten

Beim beruflichen Wiedereinstieg und der Neuorientierung nach einer längeren Familienphase kann ich aus persönlicher Erfahrung und als Fachfrau mitreden. Kurz vor der Geburt meines ersten Kindes habe ich meinen Wohn- und Arbeitsort verlassen und bin zu meinem Mann nach Oberbayern gezogen. Meine bisherige Arbeit als Beratungsexpertin für Entwicklungsorganisationen war unvereinbar mit den Herausforderungen einer Kleinfamilie ohne Verwandte und Freunde in der Nähe zu haben. Ich musste mich beruflich neu aufstellen. Das kostete Nerven, Kraft, Zeit. Auch darum liegen mir Frauen, die nach einer langen Auszeit den Wiedereinstieg suchen, besonders am Herzen.

In zehn Schritte wir erklärt, wie der Wiedereinstieg und eine Neuorientierung gelingen können.

Schritt 1: Arbeitsmotive klären

Klären Sie die Gründe, warum Sie berufstätig sein möchten oder müssen. Es wird sicher Mehrere geben. Welche Gründe sind die Wichtigsten für Sie?

  • Einkommen generieren
  • berufliche Qualifikationen und Identität bewahren
  • finanziell unabhängig sein
  • fürs Alter vorsorgen
  • Anerkennung erlangen
  • Familienarbeit neu organisieren
  • eigene Persönlichkeit entwickeln

Wenn Sie Ihre wichtigsten zwei Gründe für eine Berufstätigkeit kennen, dann können Sie besser definieren was, wo und in welchem Umfang Siearbeiten möchten.

Schritt 2: Richtigen Zeitpunkt wählen

Besprechen Sie mit Ihrem Partner und anderen Familienmitgliedern, wann ein guter Zeitpunkt für die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt ist. Die wichtigste Frage ist, wie viel Mama Ihr jüngstes Kind noch braucht. Machen Sie sich auch klar, wann Sie selbst bereit sind, Verantwortung für das Kind an andere abzugeben.

Schritt 3: Kinderbetreuung planen

Eine gute Kinderbetreuung ist die wichtigste Bedingung für den erfolgreichen Wiedereinstieg. Damit Eltern in Ruhe arbeiten können ist eine lückenlose Kinderbetreuung das A und O.

Einerseits müssen Eltern verschiedene Betreuungsmöglichkeiten flexibel kombinieren können, wie z.B. Kinderkrippe, Kita, Hort, Mittagsbetreuung, Tagesmutter und Ferienprogramme.

Andererseits müssen Eltern zusätzlich private Betreuungslösungen schaffen. Bei der Kinderbetreuung unterstützen sollten:

  • Großeltern
  • Verwandte
  • befreundete Eltern
  • Au-pair
  • Babysitter

Denn, alle Eltern kennen folgende zwei Szenarien: Das Kind geht gesund zu Bett und wird krank wach. Es kann logischerweise nicht in die Krippe, Kita oder Schule gehen. Oder, das Kind ist im Kindergarten, aber ihm wird übel. Der Kindergarten verlangt mit Nachdruck, dass es sofort abgeholt wird.

Mutter oder Vater können nicht immer spontan den Arbeitsplatz verlassen. Sie haben zwar einen Rechtsanspruch auf jeweils 10 Krankheitstage für die Kinderbetreuung, aber eventuell sind sie an dem Tag unabkömmlich. Es braucht also weitere verlässliche Personen, die sich liebevoll, um das kranke Kind kümmern werden. Ein Plan muss her, der besagt, wer an welchem Wochentag für das Kind zuständig ist.

Schritt 4: Souverän auftreten

Frauen sollten am Arbeitsplatz nicht den Eindruck erwecken, als wären ihre Gedanken ständig bei den Kindern, statt bei der Arbeit. Es gilt fokussiert und verlässlich zu arbeiten, um Kompetenz und Professionalität auszustrahlen. Nur dann wird man ihnen auch verantwortungsvolle, komplexe Aufgaben übertragen.

Schritt 5: Haus-, Küchen-, Gartenarbeit minimieren, verteilen

Besprechen Sie mit Ihrem Partner und der ganzen Familie, welcher Mindeststandard im Haus und Garten herrschen soll, damit sich alle wohlfühlen. Verteilen Sie die hierfür notwendigen Aufgaben auf möglichst vielen Schultern. Besprechen Sie auch, wie Unterlassungen geahndet werden.

Wenn finanziell machbar, sollte eine Putzhilfe eingestellt werden, die wöchentlich oder zumindest alle zwei Wochen eine Grundreinigung der Wohnung vornimmt. Ansonsten gibt es einen Putzplan für jedes Familienmitglied.

Arbeitende Mütter, die Familie und auch Freunde müssen akzeptieren, dass der Familienbetrieb nicht top geführt werden kann, wenn beide Eltern berufstätig sind.

Schritt 6: Weiterbildung besuchen

In der Eltern- und Familienzeit sollte frau an qualifizierenden Kursen teilnehmen. Gerade im Bereich Computer und Fremdsprachen veraltet Wissen rasch. Eine Kursteilnahme zeigt auch, dass Sie versuchen am Ball zu bleiben und sich für eine baldige Berufsrückkehr engagieren. Der Bund fördert 50% der Weiterbildungskosten einer Wiedereinsteigerin mit der sogenannten Bildungsprämie. Maximal sind es 500 EUR.

Schritt 7: Familienfreundlichen Arbeitsplatz suchen

Viele Mütter können oder wollen nicht an ihren ehemaligen Arbeitsplatz zurückkehren. Zwei Punkte sind bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz für Mütter und Väter wichtig:

  • ein kurzer Anfahrtsweg zur Arbeit
  • flexible Arbeitszeiten. Es ist vorteilhaft, wenn man Teilzeit, Gleitzeit, das Führen eines Arbeitszeitkontos, Jobsharing oder Teleheimarbeit kombinieren kann. Sprechen Sie einfach mit dem Arbeitgeber über Möglichkeiten einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung.

Schritt 8: Sich belohnen

Wenn Sie berufstätig sind und Kinder erziehen, sagen Sie sich bitte jeden Abend, was Sie heute gemeistert haben! Alles andere sollte sie konsequent ignorieren!

Um Kraft und Energie hochzuhalten ist es wichtig, dass Sie sich regelmäßig mit etwas belohnen, das ihr Herz berührt und Ihnen guttut. Setzen sie sich mit dem Partner und Freundinnen zusammen und überlegen sie, womit Sie ihre Energiespeicher füllen können.

Schritt 9: Partnerschaft pflegen

Vergessen Sie, ob der Organisation und Kindererziehung, nicht Ihre Partnerschaft. Sie sollten regelmäßig etwas Zeit miteinander verbringen. Das gemeinsame Tun oder Nichtstun sollte beide bereichern und erfreuen. Kleine Gesten im Alltag helfen, Nähe herzustellen: ein tiefer Blick in die Augen, eine liebevolle Umarmung.

Partnerzeit ergibt sich nicht automatisch, wenn Kinder da sind. Man muss sie einplanen, wie das Kochen, oder Einkaufen. Wenn, das jüngste Kind um halb sechs morgens durch das Ehebett turnt, während das ältere bis 23 Uhr im Wohnzimmer lümmelt, müssen Eltern gemeinsam, rechtzeitig für Ruhe sorgen.

Schritt 10: Unterstützung einfordern

Medien und auch das soziale Umfeld suggerieren Frauen die schönen Seiten des Familienlebens: gepflegte Mütter, rundum zufrieden schlummernde Babies, perfekt organisierte Haushalte, ein erfülltes Freizeitleben von Erwachsenen mit Kindern. Jagen Sie die Stereotypen zum Teufel. Kinder großzuziehen, Haushalt und Familienleben zu organisieren und berufstätig zu sein ist eine beinharte Aufgabe. Sie werden sich häufig erschöpft und überfordert fühlen.

Darum sollten Sie auch, in einem guten Sinn, egoistisch sein: Muten Sie Ihrem Partner, den älteren Kindern, der Verwandtschaft zu sich aktiv an der Kinderbetreuung und der Hausarbeit zu beteiligen. Fordern Sie konkret Hilfe und Unterstützung an. Wenn Sie Ihre Wünsche klar formulieren, dann wird Ihnen eher geholfen, als wenn sie auf Mithilfe hoffen.

Beistand für Berufsrückkehrerinnen

Das Bundesfamilienministerium hat sich in den letzten Jahren verstärkt für die Belange von Berufsrückkehrerinnen eingesetzt. Ein Grund ist sicher, dass der Arbeitsmarkt mehr Arbeitskräfte braucht. Ein zweiter Grund ist, dass weibliche Altersarmut ungebührlich zugenommen hat und weiter zunehmen wird.

Elterngeld und das Anrecht auf einen Krippen- oder Kindergartenplatz sind Meilensteine, um Müttern die Rückkehr ins Berufsleben zu erleichtern. Frauen, die nach einer langen Familienphase beruflich wiedereinsteigen möchten, erhalten in den Arbeitsagenturen heute mehr Beratung und Orientierung, also vor zwei Dekaden.

Um von den Angeboten der Agenturen für Arbeit zu profitieren, ist Voraussetzung, dass man weiß, in welchem Berufsfeld oder besser noch, in welchen Beruf man einsteigen möchte. Frauen, die eine berufliche Neuorientierung suchen, werden von den Angeboten der Arbeitsagenturen weniger profitieren. Sie brauchen intensives Coaching. Das kann in Gruppenkursen und in ein paar kurzen Beratungsgesprächen oft nicht geleistet werden.

Gerade wenn noch unklar ist in welche berufliche Richtung es zukünftig gehen soll, zahlt sich eine private Berufsberatung aus. Eine unabhängige Beraterin ist nur für Sie da, berät und unterstützt sie zeitnah und zielführend. Die Beratungskosten amortisieren sich rasch durch einen schnellen, passenden Start ins Berufsleben. Demgegenüber sind eine anhaltende Unentschlossenheit und das Warten auf eine Eingebung sehr teuer.

Die Berufsberatung von berufsziel-finden richtet sich an Frauen, die

  • nach einer langen Auszeit wieder berufstätig sein möchten
  • sich beruflich neu orientieren möchten
  • ihre Stärken nicht (mehr) einschätzen können
  • verschiedene Ideen für den Wiedereinstieg haben, sich aber nicht entscheiden können
  • aus ihrem Gedankenkarussell ausbrechen wollen
  • Widersprüche nicht allein auflösen können
  • sich eine individuelle, menschliche Unterstützung wünschen

Quellen

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): Früher beruflicher Wiedereinstieg von Eltern. Ein Gewinn für Unternehmen und ihre Beschäftigten. Berlin, April 2013 (Broschüre); Link: Link
BMFSFJ, Berufliche wieder aktiv, Berlin, Januar 2021 (Onlineausgabe), LInk
BMFSFJ, Neue Familienzeit: Informationen zu den Leistungen für Familien. Berlin, Februar 2018 (Broschüre); Link

Informative Links

www.perspektive-wiedereinstieg.de
www.bildungserver.de
www.familien-wegweiser.de
www.forum-berufsrueckkehr.de
www.bildungspraemie.info

Wer schreibt hier?

Carmen G. Hess

Carmen G. Hess (Dr. phil./Harvard U) arbeitet als unabhängige professionelle Berufsberaterin. 

Sie ist promovierte Sozial- Kulturanthropologin (Harvard University) und Fachfrau für Beratungsansätzen und Methoden (Univ. Hohenheim). Sieben Jahre bildetet sie die Berufsberater des Berufsförderungsdienst (BFD) aus. Seit 2007 arbeitet sie als freie Berufsberaterin für Berufserfahrene, Studenten und Schüler. Sie hilft ihren Klienten bei der persönlichen Bestandsaufnahme, der Formulierung von passenden Berufszielen und zeigt auf, wie man sie erreichen kann. Sie verzichtet aus Überzeugung auf standardisierte Testungen und nutzt eine eigens entwickelte Gesprächsstruktur und Methodik, die zielführend ist und nachhaltig wirkt.

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